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Obersàxar Titsch - Romontsch Sursilvan

Die Walser haben ein urtümliches, einmaliges, aus dem Althochdeutschen entwickeltes, sogenanntes Bergschweizerdeutsch an ihre Aussenorte mitgenommen. In ihrer Abgeschiedenheit, und vielfach als Nachbarn der Romanen, haben sie es jahrhundertelang fast unverfälscht bewahrt. In Obersaxen blieben viele Orts- und Flurnamen romanisch, und der romanische Einfluss war von Anfang an gegeben. So ist in einigen Wörtern die Ähnlichkeit zur romanischen Sprache klar ersichtlich:

Obersàxar TitschRomontsch Schriftdeutsch 
antwarischt atraviers quer
d Brantabrenta Rückentraggefäss für Milch
ds Chrapflicrefli Gebäck 
exnum exnum unbedingt 
d FurggaFurtgetta Heugabel 
dr Ggiggchic Haarknoten 
dr Ggàtzcazza Schöpfkelle 
dr Ggànacanna Spazierstock 
d Gganàschtaracanastra Heukorb 
iifaaschaenfischar einbinden 
  • weitere Beispiele
    Obersàxar TitschRomontsch Schriftdeutsch 
    magaari magari vielleicht 
    malat malat krank 
    ds Manaaschimenaschi Haushaltung 
    ds Marandmarenda Zvieri
    dr Parisolparisol Schirm 
    Plümpa plumpa bauchige Kuhschelle
    rungga runcar roden, reuten, ausrotten
    Robi robi Hausrat 
    ds Riisbliirispli Bleistift 
    d spiinaspina Wasserhahn 
    Schlonja slogna kauen 
    d Schgàttlascatla Schachtel 
    dr Schgàlparscalper Stechbeitel 
    dr SchgarnutzScarnuz Papiersack, Plastiksack 
    dr Sigarinsigurin Waldaxt 
    dr Tretschielterschiel Lederseil 
    Tugga tucca Stichelei 
    Tschüppal tschuppel Büschel 
    Tschuggalààda tschugalata Schokolade 
    Tschinta tschenta Gürtel 
    Tschigg tschic Schwein 
    Trigga trucca Truhe 
    Trafígga trafficar eher gemächlich arbeiten
    dr Tirkaterc Mais 
    Zapii zappin Spitzhacke um Holzblöcke fortzubewegen
    dr Vartemsfurtem Voressen

Scheinbar waren die eingewanderten Walser bald in der Überzahl, und das Romanische wurde zurückgedrängt. Grundsätzlich finden wir in Obersaxen die gleichen Grundzüge wie bei den andern Walsern, doch heben sich unsere Lautmerkmale von den übrigen ab. Hier wird ein ü zu i, ein ö zu e. Wir sagen: fiif, filla, Mili; leescha, Feena, Eel. Anderswo heisst es: füüf, fülla, Müli; lööscha, Fööna, Ööl. Die A-Laute werden auch anders gesprochen, und deswegen drängt sich für uns eine andere Schreibweise auf. Das geschriebene Ä, ä sprechen wir zu hell aus, darum brauchen wir das A, a. und es tönt wie "sagen, "wagen" im Schriftdeutschen. Der zweite A-Laut tönt dunkel, etwa zwischen offenem A und O, und wir scheiben ihn als À, à. Beispiel: Ààra (Arm), wààra (warm); wird gesprochen wie im Englischen warm, arm. An wààrma Tee waarmat (ein warmer Tee wärmt). Achtung! Haarz (Herz), Hààrz (Harz); faara (letztes Jahr); fààra (fahren).

Erst die bessere Erschliessung, der Tourismus, die Ansiedlung von andern Schweizerdialekten und der Einfluss der Schriftsprache über die Medien leisten der Verflachung und dem Abgang unseres Dialektes Vorschub wie die Anpassung oder Weglassung von Spezialausdrücken. So hört man zum Beispiel Bluama statt Maija, Butter statt Britschi, Mond statt Mààna, Schinka statt Tschungga, Frosch statt Hoschpal, Kurva statt Ràngg, woona statt hüsa, immar statt àlbig oder alliwiil, drackig statt bschissa, grààd statt kredig. Der Dialekt wird jedoch seit vielen Jahren vom Theaterverein Obersaxen gepflegt indem jährlich mit Erfolg ein Theater „uf Obarsàxertitsch“ gespielt wird. Zur Förderung der Sprache entstanden auch die Broschüre „Obarsàxartitisch in dr Schual" oder die Produktionen von Pro Supersaxa (erhältlich bei der Gemeindeverwaltung).

In Mundaun wird das Idiom Romontsch Sursilvan wie in der ganzen Surselva ab Flims/Flem bis zu den Kantonsgrenzen gesprochen. Entstanden ist das Rätoromanisch und somit auch das Sursilvan durch die Verschmelzung von Latein und der Rätischen Sprache. Ursprünglich war das heutige Verbreitungsgebiet des Romanischen von Kelten und Rätern besiedelt. Über deren Sprache und Leben sind aber kaum gesicherte Aussagen zu machen. Die Rezia wurde über mehrere Jahrhunderte romanisiert und es entstand eine neue Sprache – das Rätoromanisch.

Amtssprachen der Gemeinde Obersaxen Mundaun sind Deutsch und Romanisch.

 

Dokument Gedicht 
Webseite www.prosupersaxa.ch 
www.romontsch.ch 
www.vocabularisursilvan.ch 
Quellen Maria Ettlin-Janka in Terra Grischuna 4/97
Obersaxer Wörtersammlung des Vereins Pro Supersaxa
www.romontsch.ch